29.
Mai 2009, Freitag

Am Anfang war das Vorwort.
Heute war es fast so weit. Die Langeweile hätte fast dafür gesorgt, dass ich wieder mal den Versuch unternehme, euch ein Buch zu schreiben.
Das mach ich nämlich immer, wenn ich gerade nicht weiß wohin mit meiner Energie. Ich hätte sogar ein Konzept gehabt. Und damit meine ich eines, was ich bislang auch noch nicht ausprobiert und für schlecht befunden habe. Und von denen gab es bereits einige.
Das Konzept wäre gewesen, ein Buch ohne Konzept zu schreiben. Genial oder? Wenn das nicht funktioniert, weiß ich auch nicht.
Immer diese Konzepte. Brauch doch kein Mensch.

Im Gedanken hatte ich sogar schon eifrig am Vorwort gefeilt. Seht selbst:

Während Sie dieses Buch in den Händen halten, wundere ich mich, dass es ein Buch geworden ist. Und dass Sie es in den Händen halten, sagt, mit Verlaub, auch einiges über Sie aus.
Man muss verrückt sein, ein Buch schreiben zu wollen ohne Konzept. Aber man muss ja total crazy sein, sowas zu lesen. Lassen Sie sich aber trotzdem nicht den Spaß verderben. Auch wenn Ihnen einige Menschen, einschließlich meiner Wenigkeit, der dieses Werk immerhin fabriziert hat, davon abraten, Ihre wertvolle Zeit damit zu vergeuden.
Ich kenn das ja. Manchmal hat man einfach zu viel Zeit. Weil einem wieder mal der Job gekündigt wurde, die Alte weggelaufen ist, der Premiere Anschluss abgestellt wurde, der PC den Geist aufgegeben hat, das Wetter viel zu gut ist, um es zu Outdooraktivitäten zu nutzen und Wii alleine zocken nunmal einfach keinen Spaß macht.


Jetzt ist echt nur noch die Frage, wie das Buch dann anfängt, worum es geht, und wie es endet. Wenn das klar ist, lass ich es euch wissen.

Höchstpersönlich war das
Guenter Krass.
Literaturpopelpreisträger

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15.
Mai 2009, Freitag

Ein Plädoyer.
Man hat es oft nicht leicht als Zivildienstleistender. Vor allem in letzter Zeit häufen sich die Vorfälle, in denen man sich haltlosen Anschuldigungen ausgesetzt sehen muss.

Immer wieder fallen aus ähnlicher Richtung Begriffe wie "Minderleister" im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit.
Es grenzt an Irsinn und ich empfinde es als blanken Hohn, dass Quelle jener Vorwürfe immer öfter Personen sind, die tatsächlich am Rande der Gesellschaft zu finden, unproduktiv und für das Volkseinkommen völlig nutzlos sind. Ohne Umschweife lassen sich selbige Personen als "unnütz" bezeichnen. Die Rede ist natürlich von Studenten.
Studenten, also Menschen, denen Leistungswille und Leistungsbereitschaft nahezu gänzlich abgeht.
Sie sehen sich gerne als die Säulen der Gesellschaft und auch dies zeugt von Größenwahn und Realitätsverlust. Es besteht wohl nicht der leiseste Zweifel, dass sogenannte Studenten, Ihnen bekannt als langhaarige Schnösel, Denker und Schöngeister, in keiner Weise [und ich bin trotz grammatikalischer Fehlerhaftigkeit fast gewillt zu sagen, "in keinster Weise", um diesen Aspekt zu betonen] Säulen der Gesellschaft sind.
Sie sind die Parasiten der Gesellschaft, die vom Volkseigentum leben, ohne es zu mehren.
Sie sitzen in von Kohle, die in ehrlicher Schwerstarbeit gewonnen wurde, beheizten Bibliotheken und eignen sich Wissen an, das zum Broterwerb weniger taugt als irgendetwas anderes. Die schönen Künstler, die von den harten Arbeiterinnen und Arbeitern ausgehalten werden, schätzen den Wert der Arbeit offensichtlich gering.
Wenn sie den ganzen Tag nur gelesen und debattiert haben, steht am Abend doch wieder Essen auf dem Tisch, weil der Bauer seine Kartoffeln geerntet und der Bäcker ein Brot gebacken hat.

Helden der Arbeit sind es, die ein solches Leben als Student ermöglichen. Leistung aus Leidenschaft ist es, die sich wiederspiegelt in den Augen der Kumpel und Bergleute, der Bauern, Handwerker, Soldaten und Zivildienstleistenden. Schweiß wird vergossen, Schweiß, der den Wohlstand des Volkes garantiert und ausbaut. Tag für Tag.

Zivildienstleistende sind keine Minderleister, wie oft ich das schon betonen musste, es sind jene, die das Kartenhaus vor dem Einsturz bewahren, die das Boot nicht kentern lassen.
Ich werde aber müde, das zu betonen und meine Leistung nicht anerkannt zu wissen.
Deswegen höre ich jetzt auch auf, Deutschland zu stützen und als Zivildienstleistender zu Ruhm und Ehre zu führen.

Meine Werte und Tugenden wie Einsatzwillen und Bereitschaft zum täglichen Kampf, zur harten Arbeit, zur Mehrung des Wohlstandes einer ganzen Nation werden nie sterben.

Lang lebe der Zivildienstleistende - ein Leister aus Leidenschaft.

Das war ganz hochoffiziell und original:

Guenter Krass.
Literaturpopelpreisträger

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29.
April 2009, Mittwoch

Interview von vor 4 Tagen früher als in genau 24 Jahren.
Er: Herr Krass, es ist endlich soweit. Endlich reihen Sie sich ein in die Reihe der Buchautoren.
Ihr Erstlingswerk wird bald erscheinen. Verraten Sie uns etwas dazu.
Ich:
Richtig. Es war ein langer Weg. Manchmal war selbiger gar steinig und schwer. Trotz aller Strapazen und obwohl es in Zeiten der Krise nicht unbedingt leichter wurde, habe ich es nun vollbracht.
Das Buch wird sich eingehend mit dem Sozialverhalten von Ameisen im Taunus auseinandersetzen. Es hat also durchaus viel gesellschaftspolitische Relevanz, möchte man meinen.

Er: Das klingt vielversprechend. Wieso wählten Sie dieses brisante Thema? Gibt es für Debüts nicht einfachere Themen?
Ich: Die gibt es. Ich wollte einfach authentisch sein. Ich selbst, verstehen Sie? Die Ameisen liegen mir seit jeher am Herzen. Meine Mutter meint, es habe Zeiten gegeben, in denen wir jede Ameise persönlich kannten. Es war gewissermaßen nur eine Frage der Zeit, bis jene emotionale Bindung ihren Ausdruck finden würde.

Er: Soweit, so verständlich. Aber, wie kamen Sie überhaupt dazu, ein Buch zu schreiben?
Ich: Ich bin Blogger. Das sind Leute, die jeden Tag auf's Neue Zeit darauf verwenden, Sachen so aufzubereiten, dass sie interessanter werden, daraus Texte zu formen und diese dann einem nicht vorhandenen Millionen-Publikum zur Verfügung zu stellen. In der Regel interessiert sich niemand für solche Dinge, manchmal tut aber mal einer so.
Das eigene Geltungsbedürfnis kann trotzdem durch alleiniges Bloggen kaum befriedigt werden. Stattdessen kam schnell der Wunsch auf, mit einem großen Werk groß rauszukommen. Daher die Ameisen. Tiere, die überall ihre Zielgruppe haben, sodass der Erfolg in meinen Augen schon vorprogrammiert ist.

Er: Sie sprechen von den Ameisen. Ist es richtig, dass Sie tatsächlich welche als Haustiere halten?
Ich: Völlig. Ich betonte bereits meine starke Bindung zu diesen erstaunlichen Geschöpfen. Logische Konsequenz war irgendwann mein eigener Ameisenbau.

Er: Wie muss man sich sowas vorstellen?
Ich: Es war und ist ein Experiment, das muss ich direkt dazu sagen, falls jemand jetzt vorhat, sich auch solche possierlichen Tierchen zu halten.
Schwierig war zunächst, herauszufinden, aus welchen Materialien sie ihren Ameisenbau bauen. Ich habe praktisch alles versucht:
Plastik, Kupfer, Blei, Beton, Styropor, Eisenwolle, und Gummibärchen. Bei den Gummibärchen war ich eigentlich ganz zuversichtlich, aber die haben sie gar nicht angerührt. Was ich komisch fand, weil ich gerne in einem Gummibärchenhaus wohnen würde.
Irgendwann hat mir jemand mal den Tipp gegeben, einfach etwas Erde und natürlichen Lebensraum zur Verfügung zu stellen. Wär ich von alleine nicht darauf gekommen, das muss ich zugeben. Jetzt haben sie ihre Behausung errichtet. Was ich wiederum komisch finde, weil die Tiere ja im Haus leben. Da brauch man ja auch nicht unbedingt ein weiteres Dach über'm Kopf. Jedes Dach über dem Kopf birgt die Gefahr, irgendwann auch auf den Kopf zu fallen, sage ich immer.
Aber hier wird ein interessantes Phänomen erkennbar. Das Credo der Ameisen lautet eben: No risk, no fun.
Bis heute sind aber noch nicht alle Schwierigkeiten ausgestanden. Ich habe nach wie vor noch nicht heraus gefunden, wovon sie sich ernähren.
Versucht habe ich es mit: Kuchen, Pizza, Joghurt, Obst, Eintopf, fauligen Eieren, fettreduzierter Butter und Analogkäse.
Zwar hat bislang keine Ameise mit mir gesprochen und es bleibt so bloße Spekulation, aber ich glaube tatsächlich, der Analogkäse schmeckt ihnen am besten. Fetterduzierte Butter mögen sie nicht so.
Ich hoffe nur, dass ich die armen Dinger in ihrem Geschmack nicht durch meine eigenen Vorlieben beeinflusse. Deswegen habe ich sie unlängst auch ein bisschen an der Nase herumgeführt und ihnen Diät-Marmelade und vegetarischen Brotaufstrich serviert. Währenddessen stand ich vor dem Terrarium und tat so, als esse ich gerade genau das gleiche. Dabei hatte ich in das Diät-Marmeladen-Glas andere Marmelade gemacht und der Brotaufstrich war Wurst.
Trotzdem mochten sie das gar nicht essen. Sie haben aber so getan, als schmecke es ihnen und es später wieder ausgekotzt, glaube ich. Waren ganz schöne Mengen, und obwohl es Diät-Zeug war, hätte man von so Mengen bestimmt zugenommen. Aber die waren immer noch dürr wie Bohnenstangen.

Er: Sie sprechen immer wieder von der erstaunlichen Kommunikation mit den Tieren. Können Sie dazu noch einmal Stellung nehmen?
Ich: Nun. Das ist eine häufige Frage, aber ich werde nicht müde, sie zu beantworten. Leider können Ameisen nicht sprechen. Zumindest nicht Deutsch. Ich habe auch noch keinen Ameisen-Dolmetscher gefunden. Deswegen musste ich als Autodidakt einfach selber tun, was getan werden musste. Ich brachte mir bei, von ihren Lippen zu lesen.
Das Ergebnis ist erstaunlich. Ameisen sind sehr gesellige Tiere. Sie reden viel.

Er: Worüber reden sie denn in erster Linie?
Ich: Viel. Früher ging es oft um's Wetter, aber die ersten haben jetzt kapiert, dass es in meiner Wohnung immer das gleiche Wetter gibt, deswegen wird das seltener. Ansonsten geht es meistens um Sex. Sie reden darüber, wer mit wem und wie und wann und wo. Sowas halt.
Sie sagen dazu "Ameisen". Bei mir haben sie den Begriff "Vögeln" aufgeschnappt, als ich ihnen aus dem "Feuchtgebiete" Roman-Klassiker vorlas, um ihre humanistische Bildung zu fördern, die im Wald bislang deutlich zu kurz kam. Den mögen sie aber nicht, deswegen haben sie ihren eigenen entwickelt.
In meinem Buch gibt es ganze Kapitel zum Thema Geschlechtsverkehr. Ich will hier aber nicht zu viel verraten, die Leser sollen ja mein Buch kaufen und nicht von ihrem Interview schwarzbrennen.

Er: Sie erlauben, dass wir uns etwas vom Buch entfernen und uns Herrn Krass als Person widmen?
Ich: Unbedingt.

Er: Jemand, der Krass heißt muss ja, um in der Jugendsprache zu sprechen, mega-krass sein.
Womit verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich: Mit vielerlei Dingen. Oft versuche ich, mir selber neue Dinge beizubringen. Ich kann mittlerweile reden laufen und essen. Damit bin ich ganz zufrieden.
Topfschlagen ist mein neuestes Projekt. Nebenbei habe ich das Bloggen erlernt. Das ging an einem Tag, ist wirklich kinderleicht. Deswegen macht das auch jeder, der wie ich nicht weiß, was er mit seiner Zeit anstellen soll.

Er: Ihren eigenen Blog sollten unsere Leser unbedingt mal durchlesen, nehme ich an. Was erwartet sie dort?
Ich: Da warne ich vor. Mein Blog ist etwas wie eine Müllhalde, auf die immer der schrottreife Rest meiner Gedanken drauf kommt, den das Inhalieren von giftigen Gasen in der Abluft des Kraftwerks übrig ließ. Es gibt also wenig Lesenswertes. Aber der Verfassungsschutz hat einmal ein Blumenbild in meine Fotogalerie geladen, um mich zu kompromittieren und mich meines Bad-Boy-Images zu berauben. Das sollten Sie unbedingt mal angucken, wenn Sie Blumenangucker sind.

Er: Herr Krass, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Ich: Und ich danke Ihnen.

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18.
Januar 2009, Sonntag

Debakel.
Das war jetzt zugegebenermaßen sogar noch weniger, als ich erwartet hatte.

Und eine weitere Legislaturperiode unter Roland Kotz. Wirklich zum Kochen.



Da hat das Wetter schon irgendwie ins Schema gepasst.
Ein Tag zum Vergessen.

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17.
Januar 2009, Samstag

Wir werden wieder wählen. Oder?
Auch wenn es durch Wahlplakate wie "Casino schließen" womöglich in Vergessenheit gerät und die ganzen Wahl-Geschichten deutlich an Ernsthaftigkeit einbüßen, das Wahlrecht ist ein elemtarer Bestandteil der Demokratie und ihr werdet es wahrnehmen, oder?

Ich meine, wer ließe sich nicht von den schönen, plakativen, illusorischen und humoristisch wertvollen Parolen ala "Hartz 4 muss weg" oder "Casino schließen" nicht zum Gang an die Urne bewegen?

Vergessen sind Plakate wie "Minarettverbot", die Menschen mit Migrationshintergrund und den Plastiktüten in der Hand oder die Bilder mit den schwarzen Schafen darauf. Leider konnte keine Partei so richtig mit Geschmacklosigkeiten auftrumpfen.
Dafür begann ein beispielloser Argumentationswahlkampf mit der beispiellos interessanten Quintessenz, dass der "deutsche Obama" (gemeint ist Herr Gümbel) wohl nicht schwarz genug ist, um in einem stockkonservativen Bundesland eine Chance zu haben und Roland Koch den Beinamen George erhalten sollte.
Obwohl ihn eigentlich keiner will, wird er trotzdem MP bleiben.

Was wohl in nicht unbeträchtlichem Maße daran liegt, dass die Argumentationskette der SPD mit dem denkbar schlechtesten aller Argumente auftrumpfte. "Wer sonst?"
Hört sich für mich an wie das Geschrei von kleinen Kindern, die meinen, dass die andern doch noch doofer sind als sie.

Auf das Ergebnis darf man gespannt sein.

Kein Stück an Wahrheit verloren hat unterdessen die Aussage: Dendemänner braucht das Land!
Und meine Stimme kriegen? Die grauen Panther.

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30.
September 2008, Dienstag

Californication.
Die Stadt der Engel. Hank Moody ist Bestsellerautor mit Schreibblockade. Sein Debüt hatte den passenden Namen "god hates us all" und das entspricht in etwa seiner Lebenseinstellung.

In Dialogen schmeißt er daher mit bitterem Sarkasmus um sich und in seinem Alltag kümmert er sich darum, dass auf der Verpackung seines Lebens dieses Etikett nicht fehlt. Er vögelt sich von einem Bett ins nächste und macht zwischendrin nur Halt, um bei seiner Exfrau um eine zweite Chance zu betteln.
Dass es ihm nicht gelingt, sie dazu zu erweichen, liegt auf der Hand.

In mitten dieser Konstellationen wimmelt es von gestörter Kommunikation, Lebensunfähigkeit und ironischen Szenen für die Ewigkeit.
David Duchovny setzt dieses Konzept sehr überzeugend um. Passend dazu wurde er unlängst in eine Klinik eingeliefert, um seine Sex-Sucht zu therapieren. Ob es sich dabei um einen PR-Gag handelt, lässt sich von mir nicht sagen.

Wunderschön fotografiert zeigt sich die Welt von Los Angeles bunt, sonnig und paradiesisch, dass so kaputte Verhältnisse gar nicht ins Bild passen.

Eine wunderbare Serie.

Die 12-teilige 1. Staffel läuft seit diesem Montag auf RTL 2 um 22:15.
Einschalten.

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28.
September 2008, Sonntag

Der Baader-Meinhof Komplex.
Schon der Trailer verspricht viel.
Gewalt, Blut und Politik.

Uli Edel hat die gesamte Geschichte des deutschen Herbsts zu einem packenden Thriller verwoben, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht immer klar erkennbar sind.

Gekonnt spielt man mit den Sympathien der Zuschauer, beleuchtet die menschliche Komponente des Terrorismus und zeigt damit, dass auch die Terroristen eben ganz normale Menschen mit Eigenheiten und Prägungen sind, die, um es vorsichtig auszudrücken, über das Ziel hinausgeschossen sind.
Der Film leistet damit einen wichtigen Beitrag weg von der Betrachtungsweise, dass Verbrecher das personifizierte Böse sind.
Letztendlich waren auch sie Menschen wie du und ich. Eine provokante These, die viel sozialen Sprengstoff bietet und sicher auch Angst verursacht.

Die Besetzung von Moritz Bleibtreu für Andreas Baader kann dabei ebenso überzeugen, wie die von Bruno Ganz für Horst Herold, Chef des BKA. Beide prägen ihre Rollen, Bleibtreu zeichnet ein offenbar realistisches Bild eines hoffnungslosen Egozentrikers mit Vorlieben für Waffen, schnelle Autos und Sex, während Ganz sehr minimalistisch spielt und den Chef des BKA als klugen und aufgeräumten Denker darstellt.

Vor allem die wertvollen Szenen zur Vorgeschichte der RAF in der Studentenbewegung geben einen Einblick in das Lebensgefühl der 70er, speziell der Terroristen.
Während dieser Szenen ist der starke Idealismus aller Terroristen besonders gut nachzuvollziehen.

Der gesamte Film scheint auf historische Korrektheit bedacht und es ist dabei positiv hervorzuheben, dass immer wieder versucht wird, auch den Fehlern auf Seiten des Staates einen Platz im Film einzuräumen. Es entsteht somit nicht immer ein eindeutiges Bild von "richtig und falsch".
Dadurch gewinnt der gesamte Film an Glaubwürdigkeit.

Die durchaus großzügig angelegten Gewalt-Szenen wirken allesamt nicht fehl am Platz, der Terrorismus scheint vielmehr in seiner ganzen Brutalität erfahrbar.

Der für mich persönlich interessanteste Aspekt des Films besteht darin, dass sich in Dialogen über die Weltbilder der Studenten und Terroristen immer wieder einige Parallelen zur heutigen Zeit auftun.
Mit Nachdenklichkeit verlasse ich das Kino und sinniere über unsere heutige Zeit, in der vieles gar nicht so anders ist, als damals und in der sich doch einiges grundlegend verändert hat.

So scheint unsere heutige Generation weitaus prüder zu sein, lethargischer und unmotivierter, was vielleicht zu einem nicht unwesentlichen Teil davon herrührt, dass der Traum der Studenten, die Welt-Revolution, unverwirklicht blieb. Die gesellschaftlichen sowie politischen Verhältnisse scheinen so oft festgefahren, Hoffnung auf Veränderung keimt seltenst auf.
Parallel zur damaligen Zeit, Ansatz für Kritik der Studenten, schwimmt eine große Masse mit dem Strom, fragt nicht, frisst und kauft.

In seiner ganzen gesellschaftlichen Relevanz wirft der Film Fragen auf: Was wollen wir? Wofür kämpfen wir? Was passiert mit uns?
Die Antworten muss jeder selbst finden.

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18.
Juni 2008, Mittwoch

Gute Nacht!
Es geht weiter...der ganz normale Wahnsinn geballt in einem einzigen Text...diesmal sowas Rapshit-mäßiges...wollte ich immer mal aufnehmen, hab ich noch nie geschafft...deshalb jetzt erst mal hier zu lesen:


wenn du gut schlafen kannst wünsch ich dir ne gute Nacht
ich bin mir sicher, du hast dir Gedanken gemacht
über das, was abgeht in deinem Wahlkreis,
achso dafür war keine Zeit zwischen Redenhalten und Mahlzeit...

aber, dass Soldaten für dich kämpfen weißt du doch noch?
Während sie in Pistolenmündungen schauen siehst du in Kochtopf,
bei dir blutet das Steak und bei ihnen der Kopf,
aber klar, dass der Krieg sein muss weiß ich doch.

Und während die Eltern im Ausland ihre Kinder verlieren,
gehst du im Garten mit nem Lobbyisten spaziern,
Soldatenfrauen bezieh'n künftig Witwenrente
und du erhälst mal wieder 'ne dicke Wahlkampfspende.

Und während du dir die Bezüge erhöht hast,
hat sich beim Arbeitsamt die Zahl der Stempler vergrößert,
das Land geht vor die Hunde und du vors Publikum,
raspelst Süßholz und erhoffst dadurch den Wirtschaftsboom.

Doch bei Killerspielen wird von dir hart durchgegriffen,
mit den Sozialreformen liefs dagegen nich so geschliffen,
drum werden jetzt die Spieler-Kinder zurückgepfiffen,
dass mit den Gamern was passiern muss, hast du zum Glück begriffen.

Deine sonstigen Versprechen sind glücklicherweise verlässlich
als Versprecher zu sehn und deine Verlässlichkeit is unermesslich,
glücklicherweise bist du auch nicht so richtig bestechlich,
und, dass es dir nur um Macht geht glaub ich echt nich...

---

wenn du gut schlafen kannst, wünsch ich dir ne gute Nacht
ich bin mir sicher du hast dir Gedanken gemacht,
über das was passiert in deinem Unternehmen,
denn der Aktien-Kurs is gut wie noch nie gewesen.

Die Anleger zufrieden und die Angestellten entlassen,
denn Entlassungsproduktivität schafft ja Geld in die Kassen,
türlich kannst du Gehaltserhöhung für dich nich unterlassen,
und die Arbeiter können das seltsamerweise nich fassen.

Du fährst Porsche während sie mit der Bahn fahrn,
wegen dem Boom willst du nen goldn Zahn hamm,
und deine Arbeiter in Polen und Estland im Sparwahn,
nur warum weißt du nich immerhin wohnst du in ner Villa in Marzahn.

denn seit die Jobs im Ausland sind bist du frohen Mutes,
und die Bilanzen enthalten dank Manipulationen nur Gutes,
nach dem Motto es gibt nix Gutes außer man tut es
wird die Firma nun von Investoren ausgeblutet.

Aber du hast nix falsch gemacht. dich trifft keine Schuld
also schlaf gut, gute Nacht und hab Geduld,
die Hetzkampagne in der Zeitung war unberechtigt,
und dass du n schlechter Mensch bist glaub ich echt nich.

---

Wenn du gut schlafen kannst, wünsch ich dir ne gute Nacht,
ich bin mir sicher du hast dir Gedanken gemacht,
über das was passiert in deiner Umgebung,
achso gab bessres zu tun bitte um Vergebung.

denn im Fernsehn lief doch sone Comedy Sendung,
da wolltest du nix hören von Massenverelendung,
und während du im Bett lagst um zu schlafen,
erreichte das nächste Flüchtlingsboot unsichern Hafen.

und klar sind Bohlens verbale Verbrechen interessanter,
als Leiden Afrikas, immerhin is der viel Bekannter,
während du teilnahmslos dich langweiltest,
waren die Chinesen aktiv und machten Atomeiltest.

du sitzt auf der Couch n andrer aufm elektrischen Stuhl,
während er unschuldig brutzelst, springst du in Swimming-Pool,
seit neuestem is Terrorismus dir nich so geheuer,
und jetzt kämpfst du gegen die terroristische Tabaksteuer,.

Bist gegen Hundekacke und Mobilfunkmasten,
und statt für Afrika spendest du für Vogelnistkasten,
willst jetzt was tun, bist deshalb n Aktivitist,
zumindest wenn der Benzinpreis wieder ma zu hoch is.

Und statt auf der Welt für Menschenrechte zu Kämpfen,
willst du die Höhe von Nachbars Zaun begrenzen,
wenn dich alles ankotzt bist du am faulenzen,
du tust höchstens was dagegen, dass deine Kinder schwänzen.

Also leg dich schlafen, das hast du verdient,
dein Bett ist sicher nur der Kongo vermient,
dass dich das nichts angeht, is ja durchaus zu verstehen,
wenn du jetzt schlechtes Gewissen hast, war das aus Versehn...

---

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Ein wenig Melancholie...
An einem kleinen Fluss stand eine Weide. Sie stand dort schon eine Weile. Bei Wind und Wetter.
Der Platz gefiel ihr, weil dort immer die warme Abendsonne hinschien, bevor sie unterging. Schon als kleine Weide hatte ihr das gefallen.
Sie mochte die Sonne. Die Nacht war immer nur kalt und brachte am Morgen doch nur wieder Nebel ins Flusstal.
Der Tau legte sich dann auf die Blätter der Weide und wartete darauf, zu verdunsten.
Manchmal fragte sich die Weide, was mit einem Tropfen passierte, wenn er gen Himmel fuhr. Und, ob er wisse, was mit ihm passiere.
Mit ihr sollte auch mal etwas passieren. Immer stand sie nur herum. Das Wasser im Fluss zog vorbei. Wolken zogen vorbei, Menschen zogen vorbei. Sogar die Zeit zog vorbei.
Die Weide stand nur da. Sie wuchs schon lang nicht mehr. Aber jedes Jahr wurden ihr die großen Äste ein wenig schwerer. Jedes Jahr hingen sie ein wenig mehr.
Eines Tages würden sie das Wasser erreichen, dessen war sich die Weide bewusst.
Was dann passieren würde, fragte sie sich manchmal.
Sie fand niemals eine Antwort und dachte stattdessen lieber daran, dass alles vorbeizog und sie nur dastand.
Den lieben langen Tag.

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10.
Juni 2008, Dienstag

Eine Versammlung...
Wir befinden uns auf einer Versammlung verschiedener demokratisch legitimierter Vertreter einer nicht näher bestimmten Menge von Menschen.

Anwesend sind:
Rainer,
Otto,
Dieter,
Anette
und Michael

Es ist eine angeregte Diskussion entbrannt. Thema dieser Diskussion ist der Mensch und die Umwelt, in der er lebt.

Rainer findet, dass die einfachen Menschen zu wenig Geld in der Tasche haben. Der Staat soll ihnen also mehr Geld geben. Dass der Staat noch weniger Geld als die einfachen Menschen hat, ist egal. Immerhin hat der ja noch Geld.

Otto hat da gar nichts dagegen, der Mensch kann ruhig mehr Geld bekommen. Das macht sich nämlich immer gut. Außerdem kann er selber dann auch sagen, dass er auch mehr Geld will.
Er weiß aber auch, dass der Mensch sich nach mehr Sicherheit sehnt. Vielleicht mag der Mensch sogar viel lieber Sicherheit als Geld haben. Also will er eigentlich lieber die Gesetze verschärfen und die Grenzen sichern. Das ist eh besser, weil es billiger ist, als den Menschen Geld zu geben. Vom gesparten Geld möchte er selber deshalb noch was haben.

Dieter will das Geld lieber in den Umweltschutz investieren. Zum Beispiel in das Naturschutzgebiet, dass im Abluftbereich vom neuen Atomkraftwerk steht, was er neulich mit seiner Koalition hat bauen lassen. Natur ist ihm nämlich wichtig.
Wenn er nochmal so nachdenkt, findet er aber, dass es eigentlich keine gute Idee war, das Atomkraftwerk zu bauen. Nächstes mal will er das Geld dafür nicht den doofen Stromkonzernen geben, sondern lieber dafür stimmen, das Geld in die eigene Tasche fließen zu lassen.
Er würde damit bestimmt auch was für die Umwelt tun. Zum Beispiel einen spritsparenden 3.Wagen kaufen.

Anette findet Armut ganz schlimm. Damit die Menschen nicht arm werden, müssen sie unterstützt werden. Weil aber gerade Wahl war und die Leute eh nicht so genau zuhören, kann man auch erst mal die wirklich Bedürftigen unterstützen. Die Wirtschaft. Immerhin ist wichtig, dass die Leute Arbeit haben. Und, dass die Wirtschaft bald wieder für die Partei spendet.
Deshalb setzt sie sich für ein umfangreiches Subventionspaket ein. Neulich erklärte ihr jemand, dass die kleinen Betriebe und Unternehmen aus den armen Ländern dadurch nicht mehr konkurrenzfähig sind und die Menschen dort arm sind, bleiben und werden. Ärgerlich.
Gut, dass die nicht zum Wählerkreis gehören.

Michael hört sich das alles immer gerne an, manchmal nickt er zustimmend. Armut ist zum Beispiel doof. Da ist er dagegen. Wenn er so drüber nachdenkt, wäre es schon ärgerlich, wenn er sich seine Ferienwohnung auf den Balearen nicht mehr leisten könnte. Das will er auf keinen Fall. Was er sonst so will, weiß er gar nicht so genau. Mehr Geld wäre nicht schlecht.

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Aus Tradition krass seit 5811 Tagen
Richtig krass wurd's zuletzt: Sonntag, 27.12.2015, 15:34