29.
April 2009, Mittwoch

Interview von vor 4 Tagen früher als in genau 24 Jahren.
Er: Herr Krass, es ist endlich soweit. Endlich reihen Sie sich ein in die Reihe der Buchautoren.
Ihr Erstlingswerk wird bald erscheinen. Verraten Sie uns etwas dazu.
Ich:
Richtig. Es war ein langer Weg. Manchmal war selbiger gar steinig und schwer. Trotz aller Strapazen und obwohl es in Zeiten der Krise nicht unbedingt leichter wurde, habe ich es nun vollbracht.
Das Buch wird sich eingehend mit dem Sozialverhalten von Ameisen im Taunus auseinandersetzen. Es hat also durchaus viel gesellschaftspolitische Relevanz, möchte man meinen.

Er: Das klingt vielversprechend. Wieso wählten Sie dieses brisante Thema? Gibt es für Debüts nicht einfachere Themen?
Ich: Die gibt es. Ich wollte einfach authentisch sein. Ich selbst, verstehen Sie? Die Ameisen liegen mir seit jeher am Herzen. Meine Mutter meint, es habe Zeiten gegeben, in denen wir jede Ameise persönlich kannten. Es war gewissermaßen nur eine Frage der Zeit, bis jene emotionale Bindung ihren Ausdruck finden würde.

Er: Soweit, so verständlich. Aber, wie kamen Sie überhaupt dazu, ein Buch zu schreiben?
Ich: Ich bin Blogger. Das sind Leute, die jeden Tag auf's Neue Zeit darauf verwenden, Sachen so aufzubereiten, dass sie interessanter werden, daraus Texte zu formen und diese dann einem nicht vorhandenen Millionen-Publikum zur Verfügung zu stellen. In der Regel interessiert sich niemand für solche Dinge, manchmal tut aber mal einer so.
Das eigene Geltungsbedürfnis kann trotzdem durch alleiniges Bloggen kaum befriedigt werden. Stattdessen kam schnell der Wunsch auf, mit einem großen Werk groß rauszukommen. Daher die Ameisen. Tiere, die überall ihre Zielgruppe haben, sodass der Erfolg in meinen Augen schon vorprogrammiert ist.

Er: Sie sprechen von den Ameisen. Ist es richtig, dass Sie tatsächlich welche als Haustiere halten?
Ich: Völlig. Ich betonte bereits meine starke Bindung zu diesen erstaunlichen Geschöpfen. Logische Konsequenz war irgendwann mein eigener Ameisenbau.

Er: Wie muss man sich sowas vorstellen?
Ich: Es war und ist ein Experiment, das muss ich direkt dazu sagen, falls jemand jetzt vorhat, sich auch solche possierlichen Tierchen zu halten.
Schwierig war zunächst, herauszufinden, aus welchen Materialien sie ihren Ameisenbau bauen. Ich habe praktisch alles versucht:
Plastik, Kupfer, Blei, Beton, Styropor, Eisenwolle, und Gummibärchen. Bei den Gummibärchen war ich eigentlich ganz zuversichtlich, aber die haben sie gar nicht angerührt. Was ich komisch fand, weil ich gerne in einem Gummibärchenhaus wohnen würde.
Irgendwann hat mir jemand mal den Tipp gegeben, einfach etwas Erde und natürlichen Lebensraum zur Verfügung zu stellen. Wär ich von alleine nicht darauf gekommen, das muss ich zugeben. Jetzt haben sie ihre Behausung errichtet. Was ich wiederum komisch finde, weil die Tiere ja im Haus leben. Da brauch man ja auch nicht unbedingt ein weiteres Dach über'm Kopf. Jedes Dach über dem Kopf birgt die Gefahr, irgendwann auch auf den Kopf zu fallen, sage ich immer.
Aber hier wird ein interessantes Phänomen erkennbar. Das Credo der Ameisen lautet eben: No risk, no fun.
Bis heute sind aber noch nicht alle Schwierigkeiten ausgestanden. Ich habe nach wie vor noch nicht heraus gefunden, wovon sie sich ernähren.
Versucht habe ich es mit: Kuchen, Pizza, Joghurt, Obst, Eintopf, fauligen Eieren, fettreduzierter Butter und Analogkäse.
Zwar hat bislang keine Ameise mit mir gesprochen und es bleibt so bloße Spekulation, aber ich glaube tatsächlich, der Analogkäse schmeckt ihnen am besten. Fetterduzierte Butter mögen sie nicht so.
Ich hoffe nur, dass ich die armen Dinger in ihrem Geschmack nicht durch meine eigenen Vorlieben beeinflusse. Deswegen habe ich sie unlängst auch ein bisschen an der Nase herumgeführt und ihnen Diät-Marmelade und vegetarischen Brotaufstrich serviert. Währenddessen stand ich vor dem Terrarium und tat so, als esse ich gerade genau das gleiche. Dabei hatte ich in das Diät-Marmeladen-Glas andere Marmelade gemacht und der Brotaufstrich war Wurst.
Trotzdem mochten sie das gar nicht essen. Sie haben aber so getan, als schmecke es ihnen und es später wieder ausgekotzt, glaube ich. Waren ganz schöne Mengen, und obwohl es Diät-Zeug war, hätte man von so Mengen bestimmt zugenommen. Aber die waren immer noch dürr wie Bohnenstangen.

Er: Sie sprechen immer wieder von der erstaunlichen Kommunikation mit den Tieren. Können Sie dazu noch einmal Stellung nehmen?
Ich: Nun. Das ist eine häufige Frage, aber ich werde nicht müde, sie zu beantworten. Leider können Ameisen nicht sprechen. Zumindest nicht Deutsch. Ich habe auch noch keinen Ameisen-Dolmetscher gefunden. Deswegen musste ich als Autodidakt einfach selber tun, was getan werden musste. Ich brachte mir bei, von ihren Lippen zu lesen.
Das Ergebnis ist erstaunlich. Ameisen sind sehr gesellige Tiere. Sie reden viel.

Er: Worüber reden sie denn in erster Linie?
Ich: Viel. Früher ging es oft um's Wetter, aber die ersten haben jetzt kapiert, dass es in meiner Wohnung immer das gleiche Wetter gibt, deswegen wird das seltener. Ansonsten geht es meistens um Sex. Sie reden darüber, wer mit wem und wie und wann und wo. Sowas halt.
Sie sagen dazu "Ameisen". Bei mir haben sie den Begriff "Vögeln" aufgeschnappt, als ich ihnen aus dem "Feuchtgebiete" Roman-Klassiker vorlas, um ihre humanistische Bildung zu fördern, die im Wald bislang deutlich zu kurz kam. Den mögen sie aber nicht, deswegen haben sie ihren eigenen entwickelt.
In meinem Buch gibt es ganze Kapitel zum Thema Geschlechtsverkehr. Ich will hier aber nicht zu viel verraten, die Leser sollen ja mein Buch kaufen und nicht von ihrem Interview schwarzbrennen.

Er: Sie erlauben, dass wir uns etwas vom Buch entfernen und uns Herrn Krass als Person widmen?
Ich: Unbedingt.

Er: Jemand, der Krass heißt muss ja, um in der Jugendsprache zu sprechen, mega-krass sein.
Womit verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich: Mit vielerlei Dingen. Oft versuche ich, mir selber neue Dinge beizubringen. Ich kann mittlerweile reden laufen und essen. Damit bin ich ganz zufrieden.
Topfschlagen ist mein neuestes Projekt. Nebenbei habe ich das Bloggen erlernt. Das ging an einem Tag, ist wirklich kinderleicht. Deswegen macht das auch jeder, der wie ich nicht weiß, was er mit seiner Zeit anstellen soll.

Er: Ihren eigenen Blog sollten unsere Leser unbedingt mal durchlesen, nehme ich an. Was erwartet sie dort?
Ich: Da warne ich vor. Mein Blog ist etwas wie eine Müllhalde, auf die immer der schrottreife Rest meiner Gedanken drauf kommt, den das Inhalieren von giftigen Gasen in der Abluft des Kraftwerks übrig ließ. Es gibt also wenig Lesenswertes. Aber der Verfassungsschutz hat einmal ein Blumenbild in meine Fotogalerie geladen, um mich zu kompromittieren und mich meines Bad-Boy-Images zu berauben. Das sollten Sie unbedingt mal angucken, wenn Sie Blumenangucker sind.

Er: Herr Krass, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Ich: Und ich danke Ihnen.

... krass, da muss ich was zu sagen

 
Das ist echt spitze! Der Literaturpopelpreis ist dir sicher!! :-)

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Schon wieder? Was eine Ehre. Hat den jemals jemand 2 Mal gewonnen?
Da muss ich doch der erste sein, oder?

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Also Herr Krass - ich bin beeindruckt ! Statt den Dienst am Vaterland zu erledigen ein Interview zu geben - nicht schlecht :-)

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Tja Ameisen kommen immer gut!! Genauso wie Affen. Affen sind Trumpf. Das sollte sich jeder Litaraturpopelpreisträger auf seine Kappe schreiben. Ich hoffe ich gewinne den Preis auch mal.

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Mit Affen kann man's schaffen.

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Der Analogkäse musste auch mit rein he? Als du die ganzen Lebensmittel aufgezählt hattest, war mir das sofort klar... he he he...

Aber mal im ernst: Diesen Schreibstil solltest du unbedingt beibehalten.

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Der Analogkäse fasziniert mich nicht nur wegen seines vollmundigen Geschmacks, sondern auch weil er wie kaum ein zweites Produkt in der Lebensmittelindustrie für den Fortschritt steht.
Etwas schmeckt nach etwas, mit dem etwas gar nichts zu tun hat. Es hat einfach das gewisse Etwas.
Und das Wort an sich ist auch sehr melodisch im Klang.
Ich konnte es daher beim besten Willen nicht verhindern, den liebgewonnenen Analogkäse zu würdigen.

Und den Schreibstil versuch ich natürlich beizubehalten. :)

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Und als Titel für das Buch schlage ich vor
"Die Aabis & der Analogkäse im Taunus"

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müßte natürlich noch ein kleines Vorwort zum Thema Aabis gestaltet werden :-)

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Ich wollte gerade mangelnde Verständlichkeit anprangern. :)

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krass, ich muss mich erst noch anmelden... klick!
Aus Tradition krass seit 5824 Tagen
Richtig krass wurd's zuletzt: Sonntag, 27.12.2015, 15:34