28.
September 2008, Sonntag

Der Baader-Meinhof Komplex.
Schon der Trailer verspricht viel.
Gewalt, Blut und Politik.

Uli Edel hat die gesamte Geschichte des deutschen Herbsts zu einem packenden Thriller verwoben, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht immer klar erkennbar sind.

Gekonnt spielt man mit den Sympathien der Zuschauer, beleuchtet die menschliche Komponente des Terrorismus und zeigt damit, dass auch die Terroristen eben ganz normale Menschen mit Eigenheiten und Prägungen sind, die, um es vorsichtig auszudrücken, über das Ziel hinausgeschossen sind.
Der Film leistet damit einen wichtigen Beitrag weg von der Betrachtungsweise, dass Verbrecher das personifizierte Böse sind.
Letztendlich waren auch sie Menschen wie du und ich. Eine provokante These, die viel sozialen Sprengstoff bietet und sicher auch Angst verursacht.

Die Besetzung von Moritz Bleibtreu für Andreas Baader kann dabei ebenso überzeugen, wie die von Bruno Ganz für Horst Herold, Chef des BKA. Beide prägen ihre Rollen, Bleibtreu zeichnet ein offenbar realistisches Bild eines hoffnungslosen Egozentrikers mit Vorlieben für Waffen, schnelle Autos und Sex, während Ganz sehr minimalistisch spielt und den Chef des BKA als klugen und aufgeräumten Denker darstellt.

Vor allem die wertvollen Szenen zur Vorgeschichte der RAF in der Studentenbewegung geben einen Einblick in das Lebensgefühl der 70er, speziell der Terroristen.
Während dieser Szenen ist der starke Idealismus aller Terroristen besonders gut nachzuvollziehen.

Der gesamte Film scheint auf historische Korrektheit bedacht und es ist dabei positiv hervorzuheben, dass immer wieder versucht wird, auch den Fehlern auf Seiten des Staates einen Platz im Film einzuräumen. Es entsteht somit nicht immer ein eindeutiges Bild von "richtig und falsch".
Dadurch gewinnt der gesamte Film an Glaubwürdigkeit.

Die durchaus großzügig angelegten Gewalt-Szenen wirken allesamt nicht fehl am Platz, der Terrorismus scheint vielmehr in seiner ganzen Brutalität erfahrbar.

Der für mich persönlich interessanteste Aspekt des Films besteht darin, dass sich in Dialogen über die Weltbilder der Studenten und Terroristen immer wieder einige Parallelen zur heutigen Zeit auftun.
Mit Nachdenklichkeit verlasse ich das Kino und sinniere über unsere heutige Zeit, in der vieles gar nicht so anders ist, als damals und in der sich doch einiges grundlegend verändert hat.

So scheint unsere heutige Generation weitaus prüder zu sein, lethargischer und unmotivierter, was vielleicht zu einem nicht unwesentlichen Teil davon herrührt, dass der Traum der Studenten, die Welt-Revolution, unverwirklicht blieb. Die gesellschaftlichen sowie politischen Verhältnisse scheinen so oft festgefahren, Hoffnung auf Veränderung keimt seltenst auf.
Parallel zur damaligen Zeit, Ansatz für Kritik der Studenten, schwimmt eine große Masse mit dem Strom, fragt nicht, frisst und kauft.

In seiner ganzen gesellschaftlichen Relevanz wirft der Film Fragen auf: Was wollen wir? Wofür kämpfen wir? Was passiert mit uns?
Die Antworten muss jeder selbst finden.

... krass, da muss ich was zu sagen


krass, ich muss mich erst noch anmelden... klick!
Aus Tradition krass seit 5824 Tagen
Richtig krass wurd's zuletzt: Sonntag, 27.12.2015, 15:34