30.
Januar 2009, Freitag

Vom Hölzchen auf's Klötzchen
Kai Ne Lappalie hat auch mal wieder was zu vermelden.

Es war total früh. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust, mich irgendwie zu unterhalten. Aber manche Leute kapieren das nicht/wollen das nicht kapieren/können das nicht kapieren und brabbeln dann so vor sich.
Wirkt manchmal so, als reden sie, um Geräusche von sich zu geben. Vielleicht, weil sie die Stille nicht ertragen können. Kenn ich einige von der Sorte.
Geben irgendwelche Feststellungen zu Protokoll, deren Informationsgehalt dem von maschinell und fehlerhaft übersetzten Produktanleitungen in nichts nachsteht. „Ach, da ist ja ein McDonalds.“ Danke für den Tipp. Das war mir ungefähr so neu wie Nachrichten von gestern.
Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wie er, der auf mich einredete, dahin gelangte, aber irgendwie schwätzte er etwas davon, dass die Linke ja eigentlich nicht wirklich seine politische Richtung sei, aber der Oskar, das wäre doch tatsächlich ein richtig ehrlicher Politiker.
Meine bislang mäßige Teilnahme am Gespräch erfuhr ein jähes Aufblühen. Eine mehrminütige Brandrede über den Wahrheitsgehalt von Oskars Parolen und die fehlende politische Realisierbarkeit von Forderungen wie „Casino schließen“ oder „Hartz IV muss weg“ später, hatte ich ihn ohne Spaß überzeugt, dass Herr Lafontaine ein Demagoge erster Klasse ist.
Während ich noch darüber rätselte, warum ich ihn so schnell umpolen konnte, setzte er an, dass Politiker ja ohnehin nur die Marionetten für die Manipulation der Massen seien und im Hintergrund die Loge die Fäden ziehe. Leute, denen es im Hintergrund besser gefalle als im Vordergrund.
Das wisse er von Freunden.
Ich war noch dabei, eine angemessene Entgegnung für diesen hanebüchenen Unsinn zu ersinnen, als er mit weiteren Verschwörungstheorien fortfuhr.
Langsam wurde mir auch klar, was seine Aussage mit der politischen Richtung zu bedeuten hatte. Sätze dieser Art bedeuten meist, dass sein Schöpfer dem rechten Dunstkreis zuzuordnen ist.
Er erzählte erst von allen möglichen Völkermorden und Grausamkeiten, ehe er fragte, warum Deutschland 50 Jahre danach immer noch Sprüche über den 2. Weltkrieg zu hören bekäme.
Kurzes Nachrechnen, er korrigierte die Jahreszahlen.
Meine Redeanteile waren nach wie vor nicht hoch, ich ließ seine unfassbaren Statements meist einfach so stehen und konzentrierte mich auf andere Dinge, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
Dann fragte ich, wer denn WWII zu verschulden hatte.
„Hitler nicht. Der wollte eigentlich überhaupt keinen Krieg, das weiß ich genau.“
Pokerface. Ruhe bewahren.
„Das mit den Juden ist auch so 'ne Sache. Ich mein, damals gab's nie 6 Millionen von denen.“
Aha. Ja, ne is klar.
Dolchstoßlegende reloaded, würd ich sagen.
Dieses Gespräch bezeichnete die schlimmsten Minuten, die ich seit langem erlebt habe.

Es fehlte lediglich der Klassiker: „Es war nich alles schlecht, was der Führer gemacht hat!“

„Die Leude woll'n, dass was passiert.
Die Leude woll'n, dass bass massiert.
Die Leude woll'n das krass serviert.“ Fünf Sterne Deluxe – Die Leude

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Aus Tradition krass seit 5824 Tagen
Richtig krass wurd's zuletzt: Sonntag, 27.12.2015, 15:34