16.
Juni 2009, Dienstag

Angekommen in Cairns.
Liebe Leute.
Ich bin wahrlich untröstlich, dass ich so lange nicht zum Bloggen kam. Internet ist hier phasenweise ein wirklich kostbares Gut.

Die letzten Tagen waren ziemlich ereignisreich. Wir haben eine Tour in den Litchfield National Park gemacht, haben eine Jumping Crocodile Cruise gemacht und sind schließlich nach Cairns weitergereist.
Das war auch bitter nötig, weil sich in unserem Zimmer im Hostel eine wahrhaft neapolitanische Müllkrise stündlich zu verschärfen begann.

Servicewüste Australien. Man musste seinen Mülleimer selber leeren. Unnütz zu sagen, dass die Müllabfuhren im Zimmer ihren Betrieb einstellten, um gegen diese untragbaren Zustände zu demonstrieren.
Daher türmten sich die Müllberge stündlich höher auf. Gen Ende musste vor dem Platzieren eines Müllstückes auf dem Berg ein statisches Gutachten erstellt werden. Es ist allerdings gelungen, vor dem Tag des jüngsten Gerichts zu entschwinden. Jetzt müssen sich unsere ehemaligen Mitbewohner alleine mit dem Problem herumschlagen.

Wir befinden uns nunmehr in Cairns und sind auch ganz froh drum. In Darwin selbst gab es nicht viel zu sehen, wenn man von den Autovermietungen, die zahlreicher waren als Darwins Einwohnerzahl, und dem gigantischen Müllberg unseres Zimmers absieht. Zwischenzeitlich hatten wir schon erwogen, für die Besichtigung des Berges einen Eintritt zu verlangen, um damit unsere horrenden Lebenskosten zu finanzieren.

Diese belaufen sich auf mehrere Dollars pro Tag. Immens. Trotz aller Versuche ist es nicht gelungen, den Betrag zu reduzieren. Wenigstens manchmal muss man eben etwas zu Essen zu sich nehmen und den Hungerteufel bekämpfen.
Wirksam geschieht das mit Analogkäse und ungetoastetem Toastbrot. Selbige Produkte idealerweise von der Supermarkthausmarke und schon sind die Kosten minimiert.

Das Essen an sich ist also zur puren Hungerbeseitigungsmaßnahme degeneriert, deren primäres Ziel es ist, eine möglichst dauerhafte Sättigung herzustellen.
Instant-Noodles eignen sich hierfür hervorragend. 5 Pakete für umgerechnet 0,84 € versprechen stundenlange Wirkung und reichen für 2,5 Mahlzeiten. Ganz unverfroren kann man hier vom Preis-Leistungs-König sprechen.
Unsere Optimierungsmaßnahmen stecken noch in den Kinderschuhen. Bei perfektionierter Organisation lassen sich vermutlich die Ernährungskosten pro Tag auf unter 1,50 € pro Person drücken.
Von den diesbezüglichen Fortschritten wird hier zu lesen sein.

Der Flug selber verlief ereignislos. Was unter anderem daran gelegen haben könnte, dass ich die ganze Zeit über geschlafen habe. Ich erwachte erst kurz vor dem Aufsetzen des Jets und mir blieb daher nicht mal mehr Zeit, ein mannigfaltiges Unwohlsein in der Magengegend zu entwickeln und das Toastbrot mit Analogkäse noch mal durch den Kopf gehen zu lassen.

Im Flughafen wurden wir von einer Reihe herzlicher Zöllner begrüßt, die in Seuchenschutzanzügen mit Wärmebildkameras auf der Jagd waren. Australien sucht den Schweinegrippenimporteur. Wir kamen nicht ins Recall. War aber trotzdem eine tolle Erfahrung.

Euer Kai Hawai.

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12.
Juni 2009, Freitag

Soziolgie fuer Arme.
Heute haben Bill Dung und Tom A. T., eigentlich keine Spezialisten auf diesem Gebiet, ein wenig Hoobysoziologie betrieben. Damit reagierte man auf die immer staerker zu Tage tretende Nachfrage der Leser nach mehr Informationen ueber Lebens- und Verhaltensweisen der australischen Bevoelkerung.

Feldstudien haben ergeben, dass der Australier der Suedeuropaeer des Suedens ist. Er mag es gern gemuetlich. Fleiss und Tugend, naturgemaess des Deutschen groesste Staerke, sind hier weniger gefragt, als Gelassenheit und Chillfaehigkeit.
Das fuehrt dazu, dass die meisten Laeden hier Oeffnungszeiten haben wie deutsche Behoerden. Das ist durchaus weniger komfortabel, wenn man auf der anderen Seite der Theke steht und die Theke in der Regel nicht besetzt ist. Zwar ist man das als Deutscher grundsaetzlich gewohnt, aber man faehrt ja in der Regel vor allem deshalb ins Ausland, damit die Laeden und Behoerden auch mal geoeffnet haben.

Diese Gemuetlichkeit paaren die Australier, deren verbrecherische Vergangenheit meistens nicht mehr sehr offensichtlich erkennbar ist, mit einer Menge Freundlichkeit.
Zumindest tun dies die meisten. Hin und wieder gibt es Menschen, die versuchen, ihre freundliche Art zu verleugnen und unter dem Deckmantel von Unfreundlichkeit zu verschleieren. Das gelingt meist nicht wirklich. Irgendwann bricht die australische Freundlichkeit eben doch durch und so erfahren wir jedes Mal auf's Neue wieder den Weg zu einem Ort unseres Interesse, wenn wir danach fragen.
Es faellt ebenso schwer zu glauben, dass man hier etwas absichtlich boeses tut und so gibt man dem Busfahrer, der immer extra scharf bremst, um die betrunkenen Aboriginees durch den Bus fliegen zu lassen keine Schuld dafuer. Auch sein unverhohlenes Lachen darueber kann dazu nicht fuehren.

Diese Freundlichkeit bietet aber auch gefaehrliche Gefahren. Gefaehrliche Gefahren, die besonders gefaehrlich sind, wenn sie in gefaehrlichen Situationen lauern. Namentlich handelt es sich dabei natuerlich um das Geschaeft.
Wenn der Gegenueber zu freundlich ist, laeuft man Gefahr, sich von dieser Freundlichkeit taeuschen zu lassen. Dann koennte einem ein gerissener Verkaeufer durchaus einen Camper andrehen, dessen Versicherung teurer ist als der Mietpreis pro Tag und durch sein nettes "there you go, sir" koennte er fast noch die eine oder andere Waschmaschine an den Mann bringen.
Aber nein.

Ist noch mal gut gegangen.

Mehr gibt's bald, jetzt muss ich aber Platz fuer meine Nachfolger machen.

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11.
Juni 2009, Donnerstag

Pimmelparty.
Wenn ihr jetzt in der gluecklichen Lage seid, diese Zeilen zu lesen, gibt es 2 Ereignisse, die dazu gefuehrt haben koennten, dass es mir moeglich war, sie zu posten.

Erstens: Der schwule Englaender, der sich vor dem PC luemmelt und jede Minute einen Zenitmeter naeher an den Bildschirm rueckt, wurde vom Bildschirm gefressen.
Oder er gibt es auf, seine Fantasy-Footballleagues zu organisieren und das uns lauthals mitzuteilen, als ob hier gerade ein ganzer Bus von Leuten angekommen
waere, die das interessiert, und das duerfte dann damit zu tun haben, dass ich in den Sekunden, in denen er die Augen schliesst, selbige sind zahlreich, unbemerkt den Stecker ziehen konnte.

Ueberraschenderweise, wer haette gedacht, dass er hier noch mal aufschlaegt, hat der Thilo jetzt ebenfalls Darwin erreicht. Deswegen wurde die Negation der Taetigkeit heute negiert und stattdessen Aktivitaets-Kontrastprogramm gefahren. Einzig das Pennerfruehstueck im Park wurde, da es sich gewissermassen bereits zur Tradition entwickelt hat, beibehalten. Hierbei machte man die Erkenntnis, dass
Fruehstuecken unter Palmen statistisch gesehen exakt 15,78 % mehr Spaßfaktor bietet als unter anderen Baeumen respektive unter einem Dach respektive unter freiem Himmel.

Ansonsten haette ich noch eine Sache zu vermelden.
Entgegen eurer Vorstellungen vom reibungslosen Ablauf meines Aufenthaltes auf der anderen Seite der Welt, immerhin sind wir noch nicht von unten runtergefallen, ist hier auch nicht immer alles eitel Sonnenschein. Eine Sache, die sich abstrakt Sprachbarriere nennt, macht Probleme. Wir koennen eben beide kein Australisch. Manche sprechen mit uns ja auch Englisch, aber die ueberwiegende Masse nimmt darauf weniger Ruecksicht und redet munter drauf los. Sollen wir doch gucken, wo wir bleiben.
Deshalb erscheint es in ganz anderem Licht, dass sich hier heute hunderte Menschen versammelten, um einem Phaenomen beizuwohnen, das sich Sonnenuntergang nennt. Da wir das Gerede der Menschen nicht einwandfrei verstehen, koennen wir nicht fragen, ob das daran liegt, dass es der letzte Sonnenuntergang fuer immer war. Sieht aber so aus. Zum Glueck hatte der Thilo seine Kamera dabei und konnte dieses bedeutsame Ereignis noch dokumentieren.

Und was das alles mit Pimmelparty zu tun hat? Exakt 0,0%.
Zur Ueberpruefung des Wahrheitsgehaltes meiner Schilderungen, nehmt bitte die wesentlich serioesere Berichterstattung meines Begleiters Thilo Lenz zur Kenntnis.

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10.
Juni 2009, Mittwoch

Anecktote Anekdoten
Ich entschuldige mich fuer die vergangenen Rechtschreibfehler und die kommenden gleich mit.
In der Regel sitzt mir ein sabberndes Etwas im Ruecken, das darauf wartet, dass es auch an den PC kann.

Noch einmal zu der Sache mit dem Park. In der Regel praktiziere ich Nichtstun im Park und zwar vor allem deshalb, weil die Hitze in der Sonne und in den Strassen schwer zu ertragen ist. Zeit meines Lebens strebte ich immer wieder das totale Nichtstun an, die Negation der Taetigkeit. Leider ist es mir auch hier in Australien bislang nicht gelungen, dass jemand fuer mich atmet.
Sachdienliche Hinweise, die zum Gelingen des Unterfangens beitragen, werden mit 10 Min. Fremdatmen belohnt.

Wenn die Sonne dann aber irgendwann um 6 Uhr hinter dem Horizont verschwindet, beende ich das Nichtstun abrupt, um dann auf Pfaden zu wandern, die bislang unbekannt waren.
Namentlich ist die Hauptstrasse gemeint. In die dunklen unbeleuchteten Seitengassen wage ich mich nicht hinein.
Das liegt unter anderem daran, dass ich wirklich fuerchte, vom Auto ueberfahren zu werden.
Wenn man naemlich ueber die Strasse laeuft, guckt man als deutsche Kartoffel in der Regel auf die falsche Seite. Das ist nicht wirklich so praktisch, wie man vielleicht meinen koennte. Zwar scheint die Strasse dadurch immer ueberquerbar zu sein, allerdings taeuscht das auch manchmal. Wenn ich eines Tages nicht mehr blogge, hat mich also vermutlich ein Auto erwischt. Nur, dass ihr bescheid wisst. In diesem Fall waere ich wirklich ein Anecktoter.

Ansonsten geniesse ich hier die kulinarischen Genuesse des Landes. Gemeint ist natuerlich Subway. Auch bekannt als "beste wo gibt".
Der Laden ist so etwas, wie die Analogkaesepizza des Sandwichmarktes. Mit 7 $ fuer ein footlong Sub macht es die kulinarischen Genuesse wirklich einer breiten Masse erschwinglich und hier zeigt sich auf, dass Deutschland in Bezug auf Subway/Zugang fuer die breite Masse tatsaechlich etwas wie ein Entwicklungslang ist.
Vor allem der Verkauf des Seafood-Sensation, bei dem man fuer nur 7 $ falsches Krebsfleisch und Fischabfaelle bekommt, kann man nicht nur geschmacklich, sondern auch marketingtechnisch als sensationell bezeichnen und hat seinen Namen also redlich verdient.

Davon abgesehen wollte ich jetzt hier mit Fotos einer prachtvollen Villa-Behausung aufwaten, um ein wenig Neid zu produzieren, aber leider wurde ich beim Fotografieren erwischt und die Speicherkarte mit den Fotos ist gewissermassen in de Zustand der Nichtexistenz uerbergegangen. Das ist besonders aergerlich, weil darauf auch die Fotos von den Baby-Koalas zu finden waren, die ich mit Analogkaese gefuettert hatte, weil sie unter Lactose- und Eukalyptusintoleranz zu leiden schien, wie mein fachmaennischer Blick das zweifelsohne erkannte. Ohne meinen Einsatz waeren sie natuerlich dem Untergang geweiht gewesen.

Fotos gibt es also jetzt noch nicht. Ich muss erst noch eine prachtvolle Unterkunft finden und fotografieren.

Das war Kai Hawai aus Australien.

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9.
Juni 2009, Dienstag

Anreise, Tag 1 und 2
Entgegen der duesteren Erwartungen, die sich im falsch gebuchten Flug manifestierten und nicht nur von meinem Umfeld gehegt wurde, kann ich berichten, dass ich mittlerweile im cosmopolitischen Zentrum des Northern Territory, wie Darwin sich selbst bezeichnet, angelangt bin.

Die Anreise an sich verlief unspektakulaer, wenn ich auch zugegebenermassen ziemlich nervoes war, ob alles auch so klappen wuerde. Und es klappte alles tatsaechlich.
Tragische Verluste waren dennoch zu beklagen. Kurzzeitig glaubte ich bereits daran, dass ich mich vom Raum-Zeit-Kontinuum entfernt hatte, weil mein MP3-Plazer permanent 6:39 anzeigte, und ich tun konnte, was ich wollte - er reagierte nicht.
Das Raum-Zeit_Kontinuum war daran wohl weniger Schuld als ein Softwarefehler. Das Ding geht nicht mehr.

Waehrend meines kurzen Aufenthalts in Singapur erlebte ich nicht vieles, was eine Erwaehnung wert waere. Ausser eines Versuchs, in einem Laden Getraenke zu kaufen.
Der Versuch gelang, das kann ich vorweg nehmen, wenn er auch kurzfristig zu scheitern drohte, als die Verkaeuferin mir ein paar unfreundliche "Back, Back"s entgegenschleuderte.
Ich ueberlegte, was sie damit meinen koennte. Ob ich dahin zurueck sollte, wo ich herkam??? Das waere kilometerweit entfernt gewesen.
Ob ich den Laden verlassen sollte??? Ich hatte doch gar nicht vor, ihn auszurauben...
Nein, ich habe mittlerweile eine banale Erklaerung gefunden. Ein Fragezeichen war wohl Bestandteil der Aeusserung und das ck sollte eher wie g klingen. Eine Tuete bekam ich auch ohne, dass ich eine Antwort geben musste. Das nenne ich Service.

In Darwin am Flughafen sah ich mich mit den schaerfsten Zollkontrollen meines Lebens konfrontiert. Ob ich Teile von Tieren in das Land einfuehren wolle fragte man mich etwa.
Das Herz schlug mir bis zum Hals, wusste ich doch von Bill Bryson, dass ich in nicht unbetraechtlichem Masse Teile, die von Tieren abstammen, in meinem Koerper hatte. Aber das merkte man mir nicht an. Ich verhielt mich einfach sehr maschinell.
Auch die Frage, ob ich Schweinegrippe haette, verneinte ich, wenn man welche haette, sollte man den Zoll kontaktieren, las man ueberall. Was der geantwortet haette? Vermutlich, dass es da doch auch was von Ratiopharm gibt.

Meine Ankunft im Hotel war gleichermassen die erste unheimliche Begegnung mit der faszinierenden Tierwelt Australiens. Skorpione und Schlangen flohen in Scharen vor den Geraeuschen, die betrunkene Englaender in meinem 4er-Dorm verursachten. Dementsprechend erholt begann ich also am naechsten Morgen Tag 1 in Darwin.
Wie sich das gehoerte, gab es ein ausgiebiges Pennerfruehstueck im Park, allerdings mit Wasser statt Korn und Bananen statt reiner Fluessignahrungsernaehrung. War trotzdem ganz ok.

Der Park ist aktuell bei mir ein sehr beliebter Aufenthaltsort. Es wird gelesen, Musik gehoert und nachgedacht.
Diese Beschaeftigungen werden vom Jetlagaufholen und Essensbeschaffung unterbrochen.

Im Sueden nichts neues.

Kai Hawai aus Australien

PS.: Eigentlich wollte ich euch keinen Roman schreiben, aber eine englische Tastatur und ihre fuer mich umstaendliche Art machte es mir leider unvermeidbar, so viel zu schreiben. Ein bisschen Selbstgeisselung gewissermassen.

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Aus Tradition krass seit 5824 Tagen
Richtig krass wurd's zuletzt: Sonntag, 27.12.2015, 15:34