Joa, das wär dann wohl 2013. "Ein ereignisreiches Jahr" muss es ohnehin heißen, sonst wäre das hier kein Jahresrückblick. "Spannende Gäste" nennt schließlich Markus Lanz auch immer alle, die sich in seine Sendung verirren. Aber bei genauerem Hinsehen offenbart sich, dass dieses Jahr tatsächlich alles hergibt, was es braucht. Nahrungsmittelskandal? Check. Naturkatastrophe? Check. Todesfälle? Check.
Erheblich: In mancherlei Hinsicht mag 2013 sogar übertrieben haben, das wird man bemängeln müssen. Nicht nur schickte es uns die
Jahrhundertflut vorbei (immerhin bis 2100 Ruhe in der Hinsicht). Außerdem dann noch dieser
Sturm Xaver, der uns in den zweifelhaften Genuss ausschweifender Horror-Berichterstattung kommen ließ. Sicherlich lernten wir dabei einiges (zum Beispiel, dass das norddeutsche Volk eigenartig ist und
seltsame Tanzschritte kennt). Nur bringen es derlei Gelegenheiten mit sich, dass man ständig schamlose Schleichwerbung für Outdoorbekleidung erdulden muss, wenn die Berichterstatter hinter dem Staubwedel ihre Gore-Tex-Jacken in die Kamera halten. Dabei gucken wir diese Brennpunkte eigentlich für die Schreckensmeldungen und diesbezüglich hat Xaver leider sehr zu wünschen übrig gelassen. Doch ein As hatte er noch im Ärmel. Den
umgefallenen Weihnachtsbaum des Bundespräsidenten Joachim Gauck. Shocking.
Schwer erträglich: Die Siegesserie des
FC Bayern München. Ob der zahlreichen gewonnenen Titel verblassen die Erinnerungen an denkwürdige Tage wie das Finale dahoam. Das ist jedoch nicht das Schlimmste. Inzwischen hat die Mannschaft mit
Pep auch noch einen Trainer, der unhatebar ist. Da möchte man den
Klopp machen, also die transplantierten Haare raufen (nur nicht zu fest) oder wenigstens aus dem Schiedsrichter ein Stück herausbeißen. Und währenddessen sollte man zum Fußballgott beten, dass zukünftig bei den Bayernspielen das ein oder andere
Phantomtor für den Gegner fällt.
Schwer verträglich: Lasagne mit
Pferdefleisch. Weil Pferde zu süß aussehen um sie zu essen, also ein bisschen so wie Menschen (zumindest manche) und anders als Schweine. Letztere sind nämlich zwar sehr klug, aber auch sehr hässlich. Deshalb muss man Schweine essen, ihre Ferkel
totprügeln, und sich über Pferdefleisch in der Lasagne aufregen. Ein Glück gibt es
Ilse Aigner, die sich unermüdlich dafür einsetzte, dass das mit den Pferden in Deutschland
nicht passiert war vielleicht nicht mehr ganz so oft vorkommt in der Zukunft (außer, wenn es unbedingt sein muss).
Nicht minder schwer verträglich muss auch der goldene
Leibniz-Keks gewesen sein, sodass das Krümelmonster ihn nach einigem Hin und Her dann doch wieder zurückgab. War vielleicht noch Garantie drauf.
Verständlich: Wer vor der Wahl über die
große Koalition spekulierte, bekam bekanntlich von Andrea Nahles auf die Mütze. Wer die Groko jetzt kritisiert, bekommt von ihr wahrscheinlich ordentlich eins in die Fresse. Oder sie fängt zur Strafe wieder an zu singen. "Groko" als Bezeichnung für das uns drohende Unheil ist im Übrigen sehr passend. Das Wort klingt bereits wie ein eitriger Ausschlag oder Husten mit blutigem Auswurf. Und wo wir gerade beim Thema eitriger Ausschlag sind. Die FDP ist vorerst gescheitert. Dafür landet jedoch der Herr Dobrindt im Kabinett. So schlimm waren Westerwave, Fipsi und Teppich-Dirk nicht mal alle zusammen. Vom Regen in die Traufe, so scheint es. Und die
Maut? Och naja, Mutti tut soooo viel Gutes. Da wollen wir mal nicht so eng sehen, dass sie vor der Wahl versprach, mit ihr werde es keine Maut geben. Wird ja schließlich auch mal Zeit, dass diese Ausländer kennenlernen, wofür das S in CSU steht (ja, wofür eigentlich?).
Schändlich: Wir sind nicht mehr Papst. Nur zwei Menschen haben das noch nicht ganz mitbekommen. Während der neue
Papst Franziskus immer noch mit schrabbigem Renault durch die Gegend fährt, wo er doch auch mit dem geilen Papamobil cruisen könnte, ist Franz-Peter Tebart-van Elst (Name wie Gesicht) offenbar dabei, den neuen Vatikan in Limburg zu errichten (nur noch einen Ticken prunkvoller). Der kleingeistigen Limburger Bevölkerung fehlt der Weitblick und sie lehnen dieses großartige Vorhaben ab. Man wird noch sehen, was sie davon haben. Ihre Rädelsführer landen vermutlich auf dem Scheiterhaufen, die Mitläufer dürfen nur noch
mit Ryanair fliegen.
Endlich: Der
Berliner Flughafen hat einen neuen, alten Aufsichtsratvorsitzenden. Man darf hoffen, dass nun alles gut wird, aber man kann es auch lassen. Warum Wowi jetzt dazu in der Lage sein soll, das Projekt ordnungsgemäß zu vollenden, wo er das Debakel ursprünglich nicht hatte abwenden können, ist unklar. Vermutlich hätte man eher den Herrn Pofalla mal ran lassen sollen. Dass er den NSA-Skandal alleine mit der Kraft seiner Stimme beenden konnte, offenbart beeindruckende Fähigkeiten. So ein
Schwätzer hemdsärmeliger Macher wäre jetzt genau der Richtige.
Unendlich (die Enttäuschung): Der Drache Smaug ist im real life dann scheinbar nicht so richtig die feuerspuckende Sagengestalt. Und auch sonst wird man mit CGI-Effekten noch einiges aufhübschen müssen, ehe aus dem einen
Nazischatz bewachenden Gurlitt ein blockbusterfhäiges Ungetüm wird. Immerhin der Name klingt schon so ein bisschen wie Herr der Ringe, genauer nach Gollum gekreuzt mit einer Taube. Hoffentlich wird da noch was draus, wenn erst Peter Jackson sich dem annimmt.
Unmenschlich? Syriens Präsident
Assad hat wohl manch rote Linie überschritten. Ein Glück hat ihn niemand so richtig dabei gesehen. Die Strafe? Ein paar
Spielsachen Chemiewaffen abgeben, dann geht der Rest so in Ordnung. Wollen wir mal nicht vergessen, dass wir lange gute Freunde waren, findet der Westen.
Bedenklich: Welchen Kurs nimmt die
Ukraine? Mehr so Richtung Russland, findet Janukowytsch. Nein, danke, finden die Demonstranten, aber was heißt das schon. Von der Staatsmacht gibt es
auf die Mütze aufs Maul, wenn einer nervt. So wie in Deutschland (dieses Jahr auf dem Frankfurter Flughafen, unlängst in Hamburg oder einfach bei Fußballspielen). Russland, wir kommen. Außer vielleicht, die EU schiebt mal schnell
20 Mrd. rüber, dann ließe sich das Ganze vielleicht noch mal besprechen (unverbindlich). Für die EU ist all das ein Schreckensszenario. Nicht auszudenken, was es bedeutete, wenn nach der diesjährigen Aufnahme des 28. Mitglieds Kroatien Schluss wäre.
Denen gedenk ich: Wenn sie nicht bereits alt und krank gewesen wären, wüsste man ziemlich genau, wer sie auf dem Gewissen hätte. Die Toten des Jahres 2013.
Nelson Mandela. Im Grunde mindestens so unhatebar wie Pep (obwohl er noch nicht einmal die Champignons League gewonnen hatte). Cui bono? Sein Tod könnte genau so gut auf Marc Zuckerbergs Konto gehen, weil er sich davon massig Content versprechen durfte. Und tatsächlich: Da stirbt mal wieder einer, den alle Gören im Xsichtsbuch kennen und für den sie ein schmuckvolles "RIP NEllson Mandala :(" posten.
Dieter Hildebrandt. Generation Facebook vermutlich weitgehend unbekannt, Marc Zuckerberg ist unverdächtig. Dafür kann König Horst nun in Ruhe schalten und walten, seit diese bedeutende Stimme des politischen Kabarett verstummt ist. Ob er da seine Finger im Spiel hatte? Unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass er zuletzt viel Wichtigeres im Kopf hatte. Die PKW-Maut für Ausländer (und das Schreiben von Briefen an das ZDF).
Marcel Reich-Ranicki. War "Tod eines Kritikers" nur das unschlagbare Alibi im Vorhinein für Martin Walser, die sprechende Augenbraue? Oder hätte der Marcel lieber mal den Fernsehpreis annehmen sollen, damit der Zorn der Jury ihn nicht eines Tages teuer zu stehen kommt? In ein paar Jahren dann ein Fall für Guido Knopp und seine Detektive der Zeitgeschichte. "Bestürzend."
Bleibt die Frage, ob irgendjemand diese Menschen künftig wird halbwegs ersetzen können. Ob Jacob Zuma, Mario Barth und irgendeinem Literaturkritiker (der Verschiedene war leider der einzige mir bekannte) dies gelingen wird? Gewisse Zweifel sind angebracht.
Pferdefleisch ist so eine Sache.
Hier kann man das durchaus kaufen.
Ich persönlich brauch das nicht, ich esse aber auch keine Innereien und auch keine Enten etc.
Zugegeben, ich hab einen Arbeitseinsatz verschoben/ ausfallen lassen, weil es an dem Tag Leber zu Mittag gibt und ich mich schon nach dem fiesen Parmesan(??)gestank vom Nachbartablett diese Woche fast VOR dem Essen beinahe übergeben hätt.
Weniger fein ist, wenn man undeklariert Sachen im Essen hat, allerdings fängt es da beim Rindsgulasch an (und den % Schweinefleisch am Beipackzettel) und hört so schnell nicht wieder auf.