9.
September 2009, Mittwoch

Do it yourself - Heute: Fernseher
Und als ich wieder einmal geschlagene 3 Stunden lang das leicht schiefhängende Ölportrait angestarrt hatte, fasste ich einen Entschluss.
Der hölzerne Rahmen, in dem das Bildnis von Oma Hannelore und Opa Theodor steckte (von dem man munkelte, dass er gar nicht mein Opa war, weil angeblich die Rolle des Zeugungsaktes meines Vaters von einem ungarischen Stehgeiger, der nicht nur mit der Geige Stehvermögen hatte, übernommen worden war) hatte mich auf eine Idee gebracht.
250 der 270 Minuten, in der ich auf das Bild geblickt hatte, hatte ich mir gewünscht, dass sich dort drin etwas bewegen würde.
Oma Hannelore in ihrem Pelzmantel - damals trug man lieber Pelz als nackt zu sein - und Opa Theodor standen aber nur herum.
Dann auf einmal wusste ich, was zu tun war. Ich musste einen Fernseher basteln. Also nahm ich das Bild von der Wand. Oma Hannelore, die halb taub war, seit Opa Theodor aus dem Krieg zurück gekehrt war und vor Wut ein ganzes Magazin seines Maschinengewehrs abgefeuert hatte, als er von dem Stehgeiger erfuhr, fragte laut, was ich vorhätte. Ich brüllte, ich wolle einen Fernseher basteln.
Opa Theodor, der 7/8 taub war, schrie: "Was hast du gesagt?" Ich versuchte es noch einmal lauter, ehe unsere Nachbarn mit einem Gegenstand an ihre Decke, unseren Fußboden, klopften, um uns zur Mäßigung zu rufen.
Dann erklärte ich den Fernseher mit Pantomime. Er schien zu verstehen. "Na, mein Junge, dann mach mal!" schrie er mit polternder Stimme, woraufhin die Nachbarn mit der Polizei drohten.
Seit Opa aus dem Krieg gegen den Iwan wieder da war und festgestellt hatte, dass Iwan D. sich trotz aller seiner Bemühungen einen Weg bis an den Main gebahnt hatte, war er in einer derart tiefen Sinnkrise, dass er nur noch aufstand um Mario Kart auf Nintendo 64 zu spielen, bis ihm Hannelore etwas zu Essen gemacht hatte. Er hoffte also, dass sein Enkel, wenn es denn sein Enkel war, ihm einen Farbfernseher basteln würde. Schwarz Weiß machte ihm kaum noch Spaß.

Ich stahl ein paar Holzlatten von der Baustelle nebenan und hämmerte diese zusammen. Dann bemerkte ich, dass ich keine Öffnung für die Bildröhre vorgesehen hatte und fragte Opa, ob er noch eine Splittergranate in seinem Bastelschrank habe.
Eine war noch übrig.
Obwohl sie schon alt war, funktionierte sie noch gut. Zu gut, wie ich schnell feststellte, denn die Holzlatten hatten nun überall Öffnungen und hielten nicht mehr gut zusammen.
Ich musste also neue klauen. Diesmal lernte ich aus meinen Fehlern und verwendete den Rahmen des Ölportraits als Vorderseite. Das Gehäuse war fertig. Aus einem Rest Alufolie, einem alten Funkgerät, einem Waschlappen, etwas Blumendraht und 2 Gummibändern, lötete ich schnell noch die Bildröhre zusammen und fertig war das gute Stück.
Jetzt konnte ich Fußball gucken und musste nicht mehr mit dem Volksempfänger zuhören, wie die Eintracht gegen Tasmania Berlin nur unentschieden spielt.
Hätte ich das Ding mal nicht gebaut.

Falls aber jemand meint, er muss das Teil nachbauen, hier die Anleitung:

Sie benötigen:
  • Bretter
  • Eine halbe Alufolie
  • 2,89 m Blumendraht
  • Waschlappen, benutzt
  • Altes Funkgerät
  • 2 Gummibänder
1.: Aus Brettern einen Kasten basteln.
2.: Loch für Bildröhre sägen, bohren, pfeilen, hobeln, sprengen.
3.: Alufolie falten, Blumendraht um den Finger wickeln, dann vom Finger abwickeln, dann um Funkgerät rumwickeln, dann mit 2 Gummibändern fixieren.
4.: Alufolie entfalten. Alufolie hälften und 2 Mal längs quer falten und dann horizontal in 孔径 einfügen.
5.: Funkgerät mit Antenne durch ein Loch gemacht in Alufolie montieren.
6.: Blumendraht in Steckdose stecken.
7.: Taste 电台 auf Funkgerät zur Aktivierung von Sendersuchlauf.
8.: Mit dem Waschlappen Schweiß von Stirn waschen.

Ihr H. B. Nichts, der jetzt schnell noch eine Waschmaschine für seine Großeltern baut.

... krass, da muss ich was zu sagen


krass, ich muss mich erst noch anmelden... klick!
Aus Tradition krass seit 5824 Tagen
Richtig krass wurd's zuletzt: Sonntag, 27.12.2015, 15:34