16.
März 2009, Montag

How to be schuldresistent.
Ihr habt davon gehört.
Der Inzest-Fall in Österreich.
Ein seltsamer Mensch hält seine erwachsene Tocher 24 Jahre in einem kerkerartigen Verlies fest und vergewaltigt sie regelmäßig. Der Fall liegt mittlerweile beim Richter.

Nein, ein Monster sei er nicht, der nette Herr Fpunkt, ließ sein Verteidiger verlauten. Er sei halt "nicht normal".

Herzlich Willkommen zu Teil 2 des Ratgeberprogramms von Bill Dung. How to survive a Skandal.
Heute präsentiert ihnen Bill Dung die wirkungsvollste aller Maßnahmen, um sich aus der Verantwortung zu stehlen.
Wieder geht es darum, dass Ihnen eine konkrete Tat zur Last gelegt wird. Das Bestreiten war allerdings nicht erfolgreich, die Beweislast ist erdrückend und auch die lauten Rufe ihrerseits, dass man Sie nur verleumden wolle, sind nahezu ungehört verhallt.
Sprich, das Ratgeberprogramm Teil 1 war Ihnen keine besondere Hilfe und wird Ihnen wohl auch keine mehr sein.
Wenn Sie hier jetzt auf Ihre Rettung hoffen, muss es schon weit gekommen sein.

Sie müssen aber nicht verzweifeln. Wir haben noch ein echtes As im Ärmel.
Es nennt sich Euphemismus und ist der Freund aller Gepeinigten. Sie ahnen worum's geht?
"Nicht normal." Wahlweise können Sie auch "verhaltensoriginell" daraus machen. Oder "auffallend anders".
Mit solchen Bezeichnungen lassen sich nahezu alle Ihrer abgrundtief schlechten Charaktereigenschaften wirkungsvoll beschönigen.
Konsequent auf meine Rhetorik angewendet, wird ein von mir verschuldeter tödlicher Skiunfall blitzschnell zu einer "tragischen Verkettung von Umständen". Und die Schuld, im deutschen Strafrecht der normative Schuldbegriff, wonach Schuld die Vorwerfbarkeit vorsätzlichen oder fahrlässigen Verhaltens bedeutet [nach Wikipedia], "ist nicht die richtige Kategorie, um solch ein Unglück zu bewerten."
Nahezu unverändert könnte Herr Dung das so von unserem geschätzten Herrn Althaus übernehmen. Dieser scheint echter Profi zu sein, was das angeht.

Gewisse Erfolge mit der Verwendung hat er bereits vorzuweisen. Immerhin konnte er die erfolgte Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung, ein durchaus schwerwiegendes Delikt, geschickt abwiegeln und sich mit einer Geldstrafe aus der Affäre ziehen. Darüber hinaus überstand seine Karierre diese Strafe bislang völlig unbeschadet.
Am überzeugendsten wirkte wohl die Äußerung, dass Schuld die falsche Kategorie sei, was die Bewertung eines solchen Vorfalls angehe.
Die Richter sollen entgegnet haben: "Achso. Ok."


Genug geredet, jetzt sind Sie am Zug.
Zum Üben könnten Sie, wenn Ihnen danach ist, einen Kaugummiautomaten aufbrechen.
Anschließend erzählen Sie (natürlich erst, wenn man Sie auch danach fragt!), dass durch eine Verkettung widriger Umstände ein Kaugummiautomat in unmittelbarer Umgebung Ihres kurzzeitigen Aufenthaltsortes zum Opfer einer Ihnen ärgerlicherweise noch kurzzeitiger außer Kontrolle geratenen Eruption heftiger Emotionen wurde.

Im nächsten Schritt denken Sie sich bitte selbst eine Untat aus und versuchen, sich möglichst elegant herauszureden. Im Falle eines Scheiterns zieht natürlich auch die althergebrachte Methode, mit kleinen finanziellen Aufmerksamkeiten für die richtigen Leute einen Skandal schnell mal unter den Tisch zu kehren. Aber in Zeiten der Krise sollten Sie Ihr Geld ja beisammen halten. Strengen Sie sich deshalb an. Und berichten Sie von Ihrem Erfolg. Ich bin ganz Ohr.

Ihr Bill Dung.

... krass, da muss ich was zu sagen


krass, ich muss mich erst noch anmelden... klick!
Aus Tradition krass seit 5824 Tagen
Richtig krass wurd's zuletzt: Sonntag, 27.12.2015, 15:34